Drei Jahre nach One-Trick Pony erschien im Jahr 1983 Simons zweites Album für Warner. Über die Meriten des Künstlers muss man keine Worte mehr verlieren. Musikalisch bietet „Hearts and Bones“ für mich noch ein Quäntchen mehr als One-Trick Pony. Klanglich ist die deutsche Pressung ein Sahneteil. Schon der Opener „Allergies“ reißt mit.
Neben Steve Gadd an den Drums (auf den meisten Stücken) und Tony Levin am Bass rekrutierte Simon wieder eine illustre Schar an Studio-Cracks u.a. Al Di Meola, der auf „Allergies“ ein Solo zum Besten gibt. Auch wenn er unbestritten ein Meister auf seinem Instrument ist, wird es mir persönlich manchmal zu viel. Ich sah ihn einmal Live auf den Frankfurter Jazztagen und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er mit dem Arrangements der Palmen auf der Bühne zufrieden war – was schon fast albern anmutete. Das war zu Zeiten seiner Soloalben (Elegant Gypsy und Casino). Sein irrwitziges Tempo nötigt sicher größten Respekt ab, aber mir fehlt es ein wenig an Gefühl, was auch für die LP „Friday Night in San Francisco“ gilt. Auf „Allergies“ hat er einen fulminanten Kurzauftritt, der zu diesem energetischen Stück wie die Faust aufs Auge passt.
Es wird kolportiert, dass die Einspielungen als neues Simon + Garfunkel Album veröffentlicht werden sollten, zumal Art Garfunkel im Studio mitarbeitete und auch Gesangsparts beisteuerte. Paul Simon entschied sich aber im letzten Moment aus persönlichen Gründen dagegen und bootete Garfunkel aus, indem er die Gesangsparts wieder löschte, was zum endgültigen Zerwürfnis des Duos führte.
Hearts and Bones wurde von Russ Titleman und Roy Halee vorzüglich produziert. Es gibt 2 Stücke die Nile Rodgers zusammen mit Simon komponierte und auf welchen er auch Gitarre spielt. Einziger Durchhänger nach meiner persönlichen Einschätzung ist „Cars are Cars“, was aber daran liegen mag, dass ich es nicht mag, wenn Maschinen den Drum-Part übernehmen (in diesem Falle LinnDrum). Hearts and Bones ist vielleicht Simons bestes Soloalbum. Man findet die deutsche Warner-Pressung noch für wenig Geld. Zugreifen!.
Paul Simon - Hearts and Bones
Stamper Matrix R/S Alsdorf 923942-1 A3X, R/S Alsdorf 923942-1 B4
Warner WB 92-3942-1
Deutschland 1983
Als Bob Dylan alias Robert Zimmerman dieses Meisterwerk einspielte, war er zarte 26 Jahre alt und hatte zuvor schon sieben andere Alben veröffentlicht, darunter solch wegweisende wie Highway 61 Revisited oder The Freewheelin' Bob Dylan (mit dem wohl bekanntesten Dylan-Song "Blowin in the wind"). Auch das 1966 veröffentlichte Doppelalbum "Blonde on Blonde" trug in nicht unerheblichem Maße dazu bei, dass Meister Dylan eine Heerschar an Musikern beeinflusste. Der Mann wurde nach und nach zur Intstitution.
"Blonde on Blonde" war das erste Doppelalbum der Rockhistorie und wurde trotz der verklausulierten Drogenanspielungen nicht nur von Hippies geliebt. Als englische Erstpressung auf dem orangefarbenen CBS-Label klingen fast alle Stücke hervorragend. Mir ist das Album erst später "zugelaufen" und ich brauchte eine Weile um es wirklich zu verstehen. Zudem ist die Güte des dylanesken Gesangs - generell - nicht dazu angetan, um in Verzückung zu geraten. Nun ja.
Ich kenne die meisten Dylan-Alben und finde viele davon richtig gut, einige jedoch weniger. "John Wesley Harding" ist für mich Dylan's Meisterstück und der Klang auf dieser Columbia-Erstpressung ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Beim ersten Hören denkt man, daß da jemand an den Reglern versagte. Nach und nach jedoch hört man die Transparenz und Natürlichkeit dieser Aufnahmen. Der in der Mitte festgenagelte Gesang ist ultradynamisch, ebenso der Klang der Mundharmonika, der Bassteppich ist vollflächig verlegt und auch die Akustikgitarre(n) klingen authentisch.
Ich kannte sehr lange Zeit "All along the watchtower" nur von Jimi Hendrix; das Original gefällt mir ein gutes Stück besser. Bei diesen frühen Columbia "2-eye"-Pressungen kann der Klang schon mal schnell ins Giftige abdriften, wenn etwas mit dem Tonarm oder dem Tonabnehmer nicht stimmt. Passt aber das Equipment, sind die meisten dieser Scheiben echte Perlen.
Bob Dylan - John Wesley Harding
Stamper Matrix: XSM135311-1K, XSM135312-1H
Columbia CS 9604
USA 1967
Als Folgealbum nach "News of the world" (mit den Hymnen "We are the Champions" und "We will rock you") hatte es "Jazz" etwas schwer bei den eingefleischten Queen-Fans und auch Kritiker meckerten zunächst über einen "Gemischtwarenladen". Ich würde sagen, das Album ist sehr kurzweilig. Harte Rocksongs wechseln sich mit Balladen ab und mit "Fat bottomed Girls" und "Bicycle Race" enthielt Jazz auch veritable Radiohits. Man mag über Queen denken was man will, eines jedoch steht fest: von Ausreißern in die eine Richtung (Hardrock) und solchen in die andere Richtung (ein wenig alberne Trällerliedchen) abgesehen, gab es kaum eine Band die so massenkompatibel war wie Queen.
Nach Freddies Tod gab es noch - meiner Meinung nach - mit Paul Rodgers eine sehr gute Vocal-Besetzung. Die teils mystische Glorifizierung jedoch schien endgültig auf der Strecke geblieben zu sein. Wie so oft wachsen einstige Helden posthum zu Giganten, auch wenn sie zu Lebzeiten alles andere als Vorbilder waren. Fairerweise muss man jedoch anerkennen, dass Freddie Mercury eine der besten Stimmen im Metier Rock/Pop zu eigen war.
Das Vermächtnis ist nicht gerade klein, wobei sehr viel dessen, was tontechnisch konserviert wurde, klanglich dem Mittelmaß zuzuordnen ist. "A night at the Opera" beispielsweise enttäuscht selbst als Erstpressung mit Mittenlastigkeit und viel zu schüchternem Bass. "News of the world" war da schon aus anderem Holz geschnitzt und klingt teilweise sehr anständig.
Auf "Jazz" haben die Tontechniker - im Vergleich zu den anderen Queen-Titeln - jedoch ihr Meisterstück abgeliefert. Schon der Opener "Mustapha" überrascht. Anfangs dümpelt der Klang etwas blechern und dünn in der Mitte herum, um dann urplötzlich zu explodieren und ein ganzes Stück über den Boxenrand hinaus zu schießen. Dieses Panorama wird endlich mit Deacon's fettem Bass unterlegt und der Schlagzeugsound gewinnt enorm an Gewicht und Druck. Man wünscht sich unweigerlich, dass viele andere Stücke von Queen dermaßen saftig, deftig und druckvoll tönen würden. Die Klanggüte lässt auch bei allen anderen Songs nicht nach und macht "Jazz" zum reinsten Hörvergnügen. Top-Empfehlung!
Queen - Jazz
Stamper Matrix: YAX-5550-1U, YAX-5551-1U
EMI EMA 788
UK 1978
Und noch ein Schlachtross....die LP klingt einfach zu gut um ignoriert zu werden und die englische "Normalpressung" reicht bereits völlig aus, um das Potenzial zu erleben. Ja, hier wurde ordentlich digital abgemischt - wenn das Ergebnis jedoch so gut gelingt, kann ich nicht meckern. Glücklicherweise hatte wieder Bob Ludwig seine Hände (bzw. Ohren) im Spiel (zu erkennen an den Worten "MASTERDISK RL" in den Auslaufrillen) und dieser Mann ist einfach genial. "Money for Nothing" hat ein unverkennbares Gitarrenriff und jene Mitmenschen, die das Spiel auf der E-Gitarre erlernen wollen, starten in der Regel mit 3 Riffs: anfangs ist es "Satisfaction" von den Stones, dann kommt "Smoke on the Water" von Deep Purple und irgendwann später "Money for Nothing" (wenn die Hürde für "Whole Lotta love" zu hoch ist). Qualität hin oder her; ich gebe zu ich habe mich an dem Stück irgendwie satt gehört - nach ein paar Wochen Pause geht's dann wieder einigermaßen. Es gibt andere Stücke auf der LP, die mich wesentlich mehr faszinieren, als da wären: "Your latest Trick", "Brothers in Arms" und "The man's too strong". Hat man mal mit dem kirmesmusikähnlichen "Walk of Life" seinen Frieden geschlossen, ist die ganze LP sehr gut durchhörbar. Das Album gehört in jede Sammlung. Ohne wenn und aber.
Dire Straits - Brothers in Arms
Stamper Matrix: A-2/B3
Vertigo VERH 25
UK 1985