Dieses Ballet wurde 1962 in London von Kenneth Wilkinson aufgenommen. Er machte sich einen Namen mit vielen Aufnahmen für Decca oder RCA, die vor einigen Jahren aufgetauchten Masterbänder vom „Ring der Nibelungen“, gefertigt 1957 in Bayreuth mit Keilberth als Dirigent, gehen auch auf sein Konto. Man höre sich nur das Intro zu „Die Walküre“ an, diese dräuenden Doppelbässe, das Auf- und Abebben der Musik – das klingt alles sehr natürlich und „live“ im besten Sinne des Wortes – lediglich die Bläser kommen merkwürdig gedeckelt, aber das lag daran, dass ein Orchester in Bayreuth wegen der Platzverhältnisse sehr ungewohnt angeordnet war und immer noch ist. So hatte die Bläsersektion beispielsweise eine Plattform, die etwas unterhalb der Bühne angesiedelt war – die Mikrofonierung musste aber auch den Gesangsparts gerecht werden, die wiederum sehr natürlich kommen. Auch die Einspielung auf RCA unter Leinsdorf ist eine Empfehlung wert. Die Hindernisse mit den Mikrofonen hatte Wilkinson bei der Aufnahme zu Petrouchka nicht. Es gibt nur eine Handvoll Chesky’s die ich wirklich mag – viele der RCA Living Stereo-Re-Issues sind meiner Meinung nach weniger gelungen. CR 42 ist anders, da es sich hier meines Wissens nicht um ein Re-Issue handelt. Die Aufnahme strotzt vor Energie.
Das Orchester legt sich mächtig ins Zeug und die dynamischen Passagen knallen aus den Boxen wie Peitschenhiebe – und das alles ohne Digital-Gimmicks (beschwören kann ich das bei David Chesky aber nicht), sondern als pure analoge Überspielung. Die LP ist ein klangliches Erlebnis der außergewöhnlichen Art, besonders die B-Seite.
Stravinsky – Petrouchka – Danon/RPO
Chesky Records CR 42
USA 1992
Mein erstes und auch letztes Konzert der Band Genesis erlebte ich in Frankfurt anlässlich der „Lamb lies down on Broadway“ Tour. Peter Gabriel hatte alle Hände voll zu tun, um sein Bühnenoutfit ständig zu ändern; es hatte etwas von einem Musiktheater und kam mir ziemlich albern vor, um ehrlich zu sein. Das tat der Musik aber keinen Abbruch und insbesondere der liebe Phil Collins war auf seinem Zenit. Richtig gute Schlagzeuger live zu erleben hat für mich etwas Erhabenes. Das ging mir auch so bei Weather Report anlässlich der Frankfurter Jazztage. Damals trommelte Badrena bei der Truppe um Joe Zawinul und ich weiß noch wie im Saal jemand nach einem Solo aufsprang und laut schrie „Du Tier!“ Oh ja, animalisch war es und ich genoss das Konzert auch insbesondere wegen Jaco Pastorius, der zu den weltbesten Bassisten gehörte.
Aber zurück zu Collins. „The lamb…“ war die letzte Genesis-LP mit Peter Gabriel und nach meinem Geschmack kam danach nur gelegentlich Erbauliches von dieser Band. Collins übernahm die Gesangsparts (vorher sang er nur einmal und zwar auf „More Fool Me“ vom Album „Selling England by the pound“). Phil Collins schien offenbar mit Genesis nicht ausgelastet zu sein, obwohl 1976 sowohl „A trick of the Tail“, als auch „Wind and Wuthering“ (die ersten LP’s ohne Peter Gabriel) erschienen. Er gesellte sich zu „Brand X“, einer Band die eher als loser Zusammenschluss gedacht war. Ursprünglich hatte man Bill Bruford als Drummer vorgesehen, woraus aber nichts wurde. Ohne die Leistung von Phil Collins auch nur ansatzweise schmälern zu wollen, hätte ich schon gerne einmal Bruford an den Drums auf „Unorthodox Behaviour“ gehört. Nachdem die Musiker ein Jahr vorher schon auf einer sehr schönen Jazz-/Rock-Produktion von Prokofiev’s „Peter and the Wolf“ zusammenarbeiteten, kam 1976 das Debutalbum von Brand X auf den Markt. Die Musiker selbst waren vom Erfolg überrascht, aber Collins war immerhin zu jener Zeit schon eine Zugnummer. Sieht man großzügig über den stellenweise etwas fetten Bass hinweg, klingt die LP überragend. Die Drums kommen auf den Punkt; mit dem nötigen Druck und Punch und treiben das Ganze an. Wer bis dahin noch immer nicht ganz von der Klasse eines Phil Collins an der Schießbude überzeugt war, musste nun Abbitte leisten. Es ist schlicht und einfach grandios was dieser Mann hier ablieferte. Die deutsche Pressung fällt wegen des etwas flachen Klangbildes gegen die englische Erstpressung ab, macht aber auch noch Freude als Lückenfüller bis sich ein englisches Original in die Sammlung einfügt. Die Folgealben sind auch sehr gut, musikalisch vielleicht sogar ambitionierter und strukturierter als das Debut, welches aber mehr Feuer hat und das ist mit einem Titel auf der LP eigentlich perfekt beschrieben: „Nuclear Burn“. Grandios.
Brand X – Unorthodox Behaviour
Charisma CAS 1117 – Stamper Matrixes: A//2, B//2
England 1976
In der Gesamtbetrachtung von Orchestrierung, Interpretation und ausgewogenem Klangbild ist dies eine der besten Klassikeinspielungen überhaupt. Die Musik ist recht eingängig und kurzweilig. Arnold war dennoch irgendwie anders. Schon das Gitarrenkonzert auf RCA mit Julian Bream fand ich klasse, auch klanglich, obwohl es ein wenig nebulös aufgenommen wurde. Ich habe noch eine Reference Recordings Doppel-LP (RR-48) auf welcher er selbst seine Overtüren dirigiert, die auch eine Empfehlung wert ist.
Die Lyrita aber hat das rundum Wohlfühlpaket für Audiophile, keine aufgesetzten Showeinlagen, keine Orchestergymnastik, einfach nur fließende Musik in perfektem Klanggewand. Ach ja, Tanzen darf man auch, wenn man(n) es kann.
Malcolm Arnold – English, Scottish and Cornish Dances
Lyrita SRCS 109 – Stamper Matrixes: 1A, 1A
England 1979
Ein schon 8 Jahre vor seinem Unfalltod (er fiel im Drogenrausch vom Balkon seines Hotelzimmers in Amsterdam) von Heroin und Kokain gezeichneter Chet Baker steht da auf dem Cover neben Duke Jordan. Der Inhalt aber spricht eine andere Sprache. Ein lyrischer, cooler Baker spielt mit einem glänzend aufgelegten Duke Jordan, zusammen mit dem bei Steeple Chase unvermeidlichen Label-Boss Petersen am Bass und Norman Fearrington an den Drums.
Die Klangqualität dieses Albums ist eine Wucht, der Trompetenton kommt glasklar und phrasiert, der Bass pulsiert, die Pianoläufe perlen geradezu aus den Lautsprechern und die Drums sind vollmundig abgemischt. Titel wie „No Problem“ und „Kiss of Spain“ brennen sich ins Gedächtnis. Eine tolle LP.
Chet Baker – No Problem
SteepleChase - SCS 1131
Dänemark 1980
Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrtausends hatte ich in Georgien zu tun. Nach der Auflösung der UDSSR war Georgien einer der frisch gebackenen Staaten der so genannten GUS – mit den üblichen Anlaufproblemen bei der Energieversorgung und der Bereitstellung von Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Zucker. In einem sehr angespannten politischen Klima wegen der Auseinandersetzung verschiedener Truppenteile untereinander, mäanderte ich durch die Hauptstadt Tiflis, wo ich eines Tages unvermittelt eine Einladung zum Abendessen bei einem Regierungsmitglied bekam. Ich weiß noch wie wir (ich hatte 2 ständige Begleiter, die bewaffnet waren) mit einem klapprigen Aufzug in einem 12-stöckigen Gebäude bis zum 9. Stock fuhren (weiter ging der Aufzug nicht) und die restlichen Stufen zum Dach hinaufliefen, um dort auf einer vereisten Fläche zu Fuß 2 Gebäude zu überbrücken, da der Aufzug in den anderen Häusern außer Betrieb war. Auf dem richtigen Gebäude angelangt, mussten wir 4 Stockwerke nach unten laufen und wurden in die Wohnung gebeten. Nie hätte ich gedacht was mich dort erwartete. Nicht nur, dass die Räumlichkeiten großzügig dimensioniert waren, auch die Möbel zeugten von Geschmack. Es gab reichlich Wein und Wodka zu üppigem Essen. Zu später Stunde kam ich mit dem Gastgeber ins Gespräch, mittels Dolmetscher und Gesten. Er war leidenschaftlicher Plattensammler und wir tauschten Gedanken zu diversen Werken russischer Künstler aus. Wir landeten nach einem quasi kosmopolitischen Bogen beim Bolshoi und deren Programm. Um mir zu zeigen, dass Russen auch andere Komponisten wertschätzen, zeigte er mir eine LP der Carmen Suite, gespielt vom Bolshoi Orchester.
Mein Habenwollen-Faktor wuchs und ich bot ihm einen Tausch an: mein Schweizer Taschenmesser gegen die Carmen Melodiya. Zu meiner Freude schlug er ein und wir tauschten die „Gegenstände“. Der Rückmarsch über das Dach war angesichts der üppigen Verköstigung in Verbindung mit diversem Hochprozentigem eine Erfahrung der entbehrlichen Art, da ich ausrutschte und auf dem Allerwertesten landete. Als ich in den Manteltaschen nach meinen Handschuhen kramte, fühlte ich einen harten Gegenstand, den ich hervorzog. Ich bestaunte ungläubig mein Schweizer Taschenmesser. Die LP hatte glücklicherweise nichts abbekommen und lag unschuldig auf dem Eis. Sie zurückzugeben wäre ein Affront gegen meinen Gastgeber gewesen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich sie Zuhause auflegen konnte. Hohe Erwartungen hatte ich nicht, zumal das Vinyl ein wenig rau ausschaute. Weit gefehlt. Der Klang (und hier insbesondere die erste Seite) ist hervorragend. Die Aufnahme hat Raum, Dynamik und Klangfarben en masse. Die Interpretation hat Schmiss. Ich kann mir beim Zuhören die Tänzer-/innen des Bolshoi regelrecht vorstellen. Prost mein georgischer Freund! Ich hoffe Du lebst noch und genießt Dein schönes Land. Das Taschenmesser habe ich verlegt, aber Deine LP hat bei mir einen Ehrenplatz.
Carmen Suite – Rodion Shchedrin – Orchester des Bolshoi Ballets
Melodyia C 0165960 – Stamper Matrixes: 3-3, 3-4
UDSSR ca. 1978
Zu dieser Band wurde schon alles gesagt und geschrieben. Ich möchte auch nicht in einen Disput mit den Beatles-Jüngern, die meinen eine englische Erstpressung der „Let it be“ sei das Maß der Dinge. Auch ich habe eine englische A-3U/B-3U (frühester Stamper) aber ich habe mir das Geld für die „Box“ gespart, die ohnehin nur mehr oder minder zerfleddert erhältlich ist, dafür aber einen 3-stelligen Euro-Betrag verschlingt. Wem das wichtig ist, dem sei es gegönnt. „Let it be“ gilt als Abfallprodukt der „Abbey Road“ und in der Tat hatte sich die Band bereits getrennt, als das Album veröffentlicht wurde. Die Songs aber deshalb als „Outtakes“ zu bezeichnen, fällt nur den Spezialisten ein, die zu wissen meinen, welche Farbe die Socken von Paul McCartney hatten, als er bestimmte Songs mit seinen Kollegen zusammen einspielte oder wer von den vier Musikern an welchem Tag wie oft zur Toilette ging. Es gibt unzählige Bücher von Autoren die alle selbstredend ganz dicht an den Protagonisten waren und demnach meinen, jedes noch so unbedeutende Detail haarklein widergeben zu müssen. All das vergessen wir einmal für einen Moment, da es für die Beurteilung der „Let it be“ unwichtig ist. Wäre „Abbey Road“ ein Doppel-Album geworden, hätte es sicher Kultstatus bis in alle Ewigkeit, aber was soll’s? Es gibt beide LP’s und man kann sie ja schön nebeneinander platzieren oder gemeinsam in eine Plastikhülle stecken. Nun denn.
Die amerikanische Erstpressung unterscheidet sich von der englischen natürlich durch das Cover, aber auch durch die Label, da die US-Version ein rotes Äpfelchen zeigt. Die US-Version ist mit heißerer Nadel gestrickt, als die englische Ausgabe. Sie klingt minimal dynamischer und hat etwas mehr Druck, was man sehr deutlich auf den rockigen Titeln hört. Gemastert wurde in den Bellsound Studios von Sam Feldman. „Let it be“ ist ein Rock-Album, von den etwas sanfteren Titeln wie „Long and winding…“ einmal abgesehen. Paul’s Höfner-Bass kommt voluminös und die Gitarre(n) teilweise richtig rotzig („Dig a pony“). Die wenigen Titel, die sich auch auf der kürzlich auf Vinyl veröffentlichten „1“ befinden (gemastert von George Martin’s Sohn Giles) klingen im Vergleich zu dieser fantastischen Compilation aller 27 Nummer-1-Hits ungeschliffener und entwickeln gerade dadurch einen individuellen Charme. AR 34001 ist billig zu haben, weil die „Puristen“ alle hinter der englischen PSX-1 her sind.
The Beatles - Let it be
Apple Records AR 34001- Stamper Matrixes: 17,500-15 and 17,501-15 BELLSOUND
USA 1970
Mit 17 Jahren hat er auf Neil Youngs “After the Goldrush” schon Piano gespielt und war auch lange Zeit in Bruce Springsteen’s E-Street Band Gitarrist. Lofgren ist ein Guter und seine Solo-Alben hätten eigentlich mehr kommerziellen Erfolg verdient. „I came to dance“ gehört zu den besten Solo-Versuchen und das liegt auch an der Mannschaft, die Lofgren zur Seite stand, allen voran der geniale Andy Newmark an den Drums.
Titel wie „Code of the Road“ oder „Jealous Gun“ nisten sich im Gehirn ein und gehen freiwillig nicht wieder weg. Der Klang ist satt und detailliert. Lofgrens Stimme (zugegeben ist er kein wirklich begnadeter Sänger) ist mittig aufgenommen und kommt mit der nötigen Intensität. Ted Jensen hat das Ganze in Sterling gemastert, was die Sache endgültig rund macht. Ein tolles Album, das hervorragend klingt. Es muss nicht die A+M Promo sein, aber schauen Sie nach der US-Pressung, falls Ihr Interesse geweckt ist.
Nils Lofgren – I came to dance
A+M SP-4628 Promo Copy – TH2, TH1, Sterling
USA 1977
Als ich meine Sammlung an YES-LP’s durchging, habe ich lange überlegt, welche ich davon mit ins Buch aufnehme. Ich hing sehr lange an den „Yessongs“, aber sowohl die deutsche, als auch die UK-Erstpressung klingen wirklich langweilig; der Funke springt nicht über und das hat auch damit zu tun, dass lausig produziert wurde. Irgendwann habe ich mich dann mehr mit „Fragile“ beschäftigt und die gefällt mir sehr gut. Jedoch haben alle Pressungen die ich besitze keinen durchgängig guten Klang zu bieten – einschließlich der von Kevin Gray gemasterten Neuauflage von Acoustic Sounds. „Close to the Edge“ als US-Erstpressung macht Freude, aber es fehlt der letzte Punch. „Tales from Topographic Oceans“ als englische Erstpressung ist ein Trip – besonders über Kopfhörer genossen, aber eine Doppel-LP mit insgesamt 4 Titeln strengt auch mich an und ich würde sie nur Spezialisten empfehlen. Klanglich ist sie gut bis sehr gut. „Relayer“, „Going for the one“, „Tormato“ usw. sind handwerklich gut gemacht, gehören aber nicht nachhaltig zu meinen Lieblingsalben. Vielleicht noch eine der frühen Scheiben wie „Yes“ von 1969 als US-Atlantic SD 8243, die zwar sehr gut klingt, aber keine wirkliche Stilrichtung erkennen lässt. Als Art-Rock jedenfalls würde ich das nicht bezeichnen - da waren King Crimson mit „In the court of….“ aus dem gleichen Jahr schon etliche Schritte weiter.
„The Yes Album“ jedoch – das dritte Album der Band - ist eine runde Sache. An den Keyboards war noch Tony Kaye (Rick Wakeman übernahm ab „Fragile“, dem Folgealbum) und an den Drums der geniale Bill Bruford. Chris Squire, einer der Gründer von Yes, spielte den Bass, Steve Howe die Gitarren und Jon Anderson sang. Schon der Anfang „Yours is no disgrace“ lässt kein Auge trocken. Die Bassläufe auf der englischen Erstpressung sind phantastisch und das Schlagzeugspiel Bruford’s ein Genuss. Diese Platte ist ein Orkan der über den Zuhörer hinwegfegt und ganz große Kunst, auch aufnahmetechnisch (Eddie Offord).
Yes – The Yes Album
Atlantic 2400101 – Red/Plum Label – Stamper Matrixes: A//1, B//1
England 1971
Während eines meiner Aufenthalte in Seoul kamen mein Gastgeber und ich auf die famose Idee, etwas außerhalb der Stadt in einer friedlichen Umgebung zu relaxen und unsere geschäftlichen Gespräche in uns selbst ruhend mit dem Geist der Zuversicht zu würzen. Rein koreanisch spirituell natürlich und ohne Stress. Nun ja. Die Fahrt dauerte gute 2 Stunden und ich fand mich tatsächlich in einer Gegend wieder, die gut und gerne auch in der Schweiz oder Österreich hätte liegen können. Wir hatten ein kleines Haus (es war eher eine Hütte) gemietet und schon bald stellte sich sich die Frage nach der Nahrungsaufnahme. Wir beschlossen kurzerhand ein Barbecue zu machen. Wir fuhren hinunter ins Dorf um einzukaufen. In einem kleinen Supermarkt – so wurde mir versichert – finden wir alles Nötige. Wir kauften Fleisch, welches von Fettstreifen durchzogen in seiner Plastikverpackung wartete um endlich befreit zu werden. Es lag direkt neben den berühmten fermentierten Eiern, die ich aber flugs außer acht ließ. Noch ein bisschen Kimchi und es ging zurück in die Hütte. Da saßen wir nun und überlegten, wie wir das Fleisch zubereiten sollten. Einen Grill gab es nicht. Mein Gastgeber war pfiffig und telefonierte wohl mit einem Bekannten, der zur gleichen Zeit in derselben Gegend meditierte. Etwa eine Stunde später kam besagter Bekannter den Hügel herauf gelaufen und hielt einen brennenden Holzkohlegrill an dessen Gestell in die Luft. Er stellte das Ungetüm ab, wechselte ein paar Worte mit meinem Gastgeber und verschwand wieder. Da der Grill kein Rost hatte, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Wir fanden in der Küche eine Schere und schnitten ein Stück Drahtzaun zurecht, welches auf dem Grundstück herumlag. Dann endlich konnte das Fleisch gegrillt werden. Und dann kam der Moment, in dem wir überlegten, wie wir das Grillgut essen könnten. Messer und Gabel waren Fehlanzeige. Essstäbchen aber gab es zuhauf. Ich reinigte die Schere rudimentär und schnitt danach das Grillgut in Streifen. Das war wie in einem Abenteuercamp kindischer Erwachsener. Back to the roots sozusagen. Im Radio dudelte „Sultans of Swing“ von den Dire Straits. “…..we are the Sultans of Swing” dachte ich leise vor mich hin. Es wurde ein schöner Abend und die Schlafstätte war sogar annehmbar. Wir lachten noch sehr über uns selbst als wir am nächsten Tag die Rückfahrt antraten.
Mark Knopfler und seine Mannen legten seit jeher großen Wert auf guten Klang. In der Tat kenne ich keine Dire Straits-LP, die mittelmäßig klingt. Man kann aber eine interessante Entwicklung beobachten, wenn man sich durch das Gesamtwerk kämpft. Von LP zu LP wurde in den Studios am Klang gefeilt, der nach meinem Empfinden immer technoider und kühler wurde. Das hat nicht nur damit zu tun, dass digitale Master zur Produktion herangezogen wurden. Diese Entwicklung gipfelte in der Veröffentlichung der "Brothers in Arms" als 45-RPM-Doppelalbum von Mobile Fidelity, welche ich persönlich als die Erfüllung für jene Hifi-Fetischisten bezeichnen würde, die sich an unnatürlich aufgeblähten Bässen und den bis zur Schmerzgrenze aufpolierten Schlagzeugbecken ergötzen. Klar macht das erst einmal enorm etwas her, insbesondere bei Vorführungen im Händlerraum oder auf den diversen Messen und irgendwie muss ja auch das nicht unerhebliche Investment in das eigene Abhör-Equipment seine Rechtfertigung finden. Dass dies ein Irrweg ist, stört solche Leute nicht und ich denke Jeder soll damit uneingeschränkt glücklich werden, wenn solche Kriterien im Vordergrund stehen. Die Dire Straits Debut-LP ist aus anderem Holz geschnitzt. Wahre Schönheit bedarf keiner übermäßigen Schminke. Die LP wurde lange Zeit von den Linn-Händlern für die Vorführung des Subchassis-Plattenspielers Sondek LP 12 favorisiert. Der Sound hat eine natürliche Aura und erklang über dieses Equipment (Ittok-Arm und Asak–, später Troika-und Akiva-Tonabnehmer) in der Tat sehr natürlich und einfach schön. Es waren die Zeiten, in denen seriöse Händler einen kleinen billigen Tisch eines bekannten schwedischen Möbelhauses als ideale Unterlage für den LP12 empfohlen. Als der nicht mehr produziert wurde, schossen die Preise für gebrauchte Modelle in die Höhe – und da sage nochmal einer die Billigmöbel aus Schweden haben kein Potenzial. „Sultans of Swing“ kennt wohl mittlerweile die halbe Welt, die anderen Stücke sind nicht minder gut geworden. Die englische Erstpressung klingt - ich sage es gerne noch einmal - herrlich analog, offen und klangfarbenstark. Sogar auf etlichen anderen Laufwerken, die nicht auf schwedischen Selbstbautischchen stehen.
Dire Straits – Dire Straits
Vertigo 9102021 – Stamper Matrixes: 1Y//4, 2Y//5
England 1978
Diese LP fiel mir erst sehr spät in die Hände, da ich nicht zu den allergrößten Fans der Gruppe zählte, was jedoch daran lag, dass ich die bekanntesten Songs nur aus dem Radio kannte und diese Art der Musikübertragung insbesondere in puncto Dynamik, die in den Stücken steckt, als Kastrat bezeichnen würde. Die wenigen Stationen, die in höherer Auflösung als 128kb senden, spielen andere Musik. Habhaft wurde ich der englischen Pressung ausgerechnet in Singapur. Ich habe sie einem sehr guten Bekannten abgeschwatzt, oder besser gesagt: er hat sie verzockt.
Er stammt vom chinesischen Festland, lebt jedoch schon seit Jahrzehnten in Singapur – in einem der wunderschönen Bungalows außerhalb des Stadtzentrums. Er liebt alles was anglophil ist und rennt den ganzen Tag in einem Trikot von Manchester United herum. Und zwar hyperaktiv. Manchmal dachte ich, dass es in Singapur nichts gibt, wo er nicht auch seine Finger mit im Spiel hatte. So auch im Marina Bay Sands, dem Vorzeigecasino/-hotelkomplex Singapurs, an dem er wohl Anteile besitzt oder besaß und so kam ich dank meines Freundes in den Genuss, quasi kostenlos für ein paar Tage und Nächte eine der Suiten im letzten Stockwerk zu bewohnen; darüber nur noch der 146 Meter lange Infinity-Pool auf dem Dach. Der sieht von unten betrachtet aus wie ein gestrandetes Schiff und auf der großen Plattform versammeln sich zum Nachtrennen der Formel 1 die Reichen und Schönen der Stadt. Von dort hat man einen guten Blick auf die beleuchteten Straßen, durch die dann die Boliden jagen. Nur das Formel-1-Rennen in Monaco ist noch dekadenter, aber ich halte es damit frei nach meinem Opa: jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Mein Bekannter besaß – ich habe mich darüber nicht eine Sekunde gewundert, als ich es erfuhr - noch einen großen Karaoke-Club. Im größten Raum stand ein Billard-Tisch. Nachdem wir alle artig Whiskey mit Wasser getrunken hatten und so Mancher sich als künftigen Pop-Star mäandern sah, weil die freundliche Karaoke-Maschine jede Stimme grandios aufpimpte und auch das Timing feinschliff, forderte mich mein Gastgeber zu einem Spielchen heraus. Etwa 35-40 seiner Angestellten waren auch anwesend und es wurde sehr still im Raum. Mir wurde schlagartig klar, dass mein Freund wohl große Stücke auf seine Billard-Künste hielt und vielleicht am Ende immer auf Applaus aus war. Die wenigen superreichen Menschen, die ich in meinem Leben traf, waren alle ähnlich gestrickt. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Wetteinsatz betrug umgerechnet etwa 10 US-Dollar, wobei ich höflich fragte, ob ich mir anstelle des Geldes im unwahrscheinlichen Fall eines Sieges eine Schallplatte aus seiner Sammlung aussuchen dürfte. Er stimmte zu und stieß an. Da er es war, der mich herausforderte, hielt ich es für angemessen nicht zum Besten zu geben, dass ich in früheren Jahren ein wenig Taschengeld mit (Pool-)Billard verdiente. Nein, ich spiele beileibe nicht brillant, aber für den Alltagsgebrauch eher überdurchschnittlich. Auch er spielte jedoch sehr gut und am Ende lagen nur noch die weiße und die schwarze Kugel auf dem Tisch, wobei ich mit dem vorherigen Stoß meine letzte Kugel versenkte und – mit ein wenig Glück – die Weiße in die unmittelbare Nähe der Schwarzen bugsieren konnte. Sie lag so gut, dass ich es auch mit verbundenen Augen geschafft hätte; also quasi direkt vor dem Loch, in die ich sie nur noch spielen musste, ohne die Weiße zu versenken. Man konnte eine Stecknadel fallen hören, so still war es. Ich dachte nach, ob ich ein schlechter Gast wäre, wenn ich meinen Vorteil ausnutze – und das vor versammelter Mannschaft. Andererseits sah jeder im Raum, dass die Würfel gefallen waren und ich mir keinen trotteligen Stoß erlauben konnte, weil es nach einem geschenkten Spiel aussehen würde. Ich wandte mich an die Frau meines Gastgebers und fragte Sie, ob ich ihrem Mann schlechte Laune bescheren oder die Höflichkeit eines Gastes anwenden und ihn gewinnen lassen soll. Sie sagte mit leiser Stimme: „als Ehefrau, die wohl eine Zeit lang die dann schlechte Laune Ihres Gatten ertragen müsste, wäre ich versucht Dich darum zu bitten, den Stoß zu versauen. Als neutrale Beobachterin jedoch wäre es nicht schlecht zu sehen, wie Herrn Überflieger (sinngemäß übersetzt) ausnahmsweise einmal der Hintern versohlt wird“. Diese kluge Frau gab mir mit ihren Worten die Sicherheit, nichts Falsches zu tun. Unter den Blicken seiner geschockt wirkenden Angestellten jagte er mich spaßeshalber um den Pool-Tisch herum und versuchte mich mit dem Queue zwischen den Beinen zu treffen. Am Ende saßen wir wieder friedlich bei noch mehr Whiskey zusammen. Unsere Verabredung für den nächsten Tag wurde aus pragmatischen Gründen in die Abendstunden verschoben.
Sein Plattenregal war nicht wirklich üppig gefüllt und die meisten Sachen doch eher langweiligem Mainstream zuzuordnen. Ich fand aber eine „All `N All“ als UK-Pressung und schnappte sie mir. Er nahm es gelassen hin. Was blieb ihm auch anderes übrig?
Diese Truppe hat eine ganze Reihe guter Alben eingespielt, einschließlich eines wirklich tollen Live-Albums („Gratitute“). Mit von der Partie war hier auch Philip Bailey, der später mit Phil Collins die Nummer „Easy Lover“ fabrizierte. Laufen Songs wie “Serpentine Fire” oder “Fantasy” im Radio, sind sie wie schon eingangs erwähnt zwar nett anzuhören, weil die Kompositionen von hoher Qualität oder besser gesagt überdurchschnittlich gut sind. Hört man „All `N All“ jedoch als Erstpressung über gutes Equipment, betritt man eine gänzlich andere Welt! Das Album ist perfekt produziert, Percussion und Bass legen den Teppich für Funk-Nummern die sofort in die Beine gehen, die Bläsersektion knallt aus den Boxen und alles groovt. Der Titel „Jupiter“ dient als gutes Beispiel; diese Power, dieses Zusammenspiel, die messerscharfen, aber nicht einmal im Absatz nervenden Bläser, der (Harmonie-)Gesang; all das ist ganz großes Kino, gemacht von absoluten Könnern. “All `N All“ ist eine Granate und ich bin ein Fan von Earth, Wind and Fire geworden. Dem Billard sei Dank.
Earth, Wind and Fire – All ‘N All
CBS 86051 – Stamper Matrixes: A1/B2
England 1977
Schon als Jugendlicher ging ich allerlei Arbeiten nach, um mir Taschengeld zu verdienen. Meist jobbte ich an einer Tankstelle draußen an den Zapfsäulen bei jedem Wetter. Besonders unangenehm war das im Winter, wenn LKW und Bagger zum Auftanken kamen und Hunderte Liter Diesel eingefüllt werden mussten. Man mag sich das heute gar nicht mehr vorstellen, aber damals gab es hier und da sogar noch Trinkgeld neben dem ausbeuterischen Stundensatz des Tankstellenpächters. Trotz aller Widrigkeiten hatte ich immer mein Ziel vor Augen; einen Thorens-Plattendreher, einen Harman/Kardon Vollverstärker und Koax-Kompaktlautsprecher von Tannoy. Es sollte eine ganze Weile dauern, bis ich mir den Traum erfüllen konnte, aber dann war sogar noch ein Tapedeck von TEAC im Budget. In unserem Dorf waren gefühlt alle anderen Familien wesentlich reicher als wir und mir wurde immer die Nase langgemacht, wenn ich gelegentlich irgendwo eingeladen war und Schallplatten auf für mich unerreichbar teuren Anlagen abgespielt wurden. Einer der Söhne des ortsansässigen Metzgers hat das immer genüsslich ausgekostet; in der Schule prügelten wir uns vor der Rückfahrt mit dem Schulbus regelmäßig wegen Kleinigkeiten, beim Musikhören schlossen wir immer einen Friedenspakt. Da er sich praktisch alles leisten konnte, war er LP-mäßig gut bestückt. Er hatte einen Lenco-Plattenspieler und spielte die Scheiben nass ab, an den Rest des Equipments erinnere ich mich nicht, ich weiß nur noch, dass es groß und teuer war. Ich beneidete ihn um sein eigenes Zimmer und dort hörte ich das erste Mal das dritte Album von Santana.
All dem Hype um “Abraxas” zum Trotz (diverse MFSL-Ausgaben incl. dem neuen ultrateuren 1-Step Re-Issue) ist Santana III für mich klanglich überlegen. Auch die erste Santana klingt besser, weil etwas satter und ausgewogener. „III“ ist zusammen mit „Caravanserai“ mein geheimer Favorit. Letztgenannte LP ist ein wenig untergegangen, weil wohl die ersten Songs auf der A-Seite für Santana-Fans atypisch klangen, musikalisch ist die Platte jedoch eine Wucht. Die UK-Erstpressung ist gut, kommt aber an den Sound von „III“ nicht heran. Hier macht schon alleine der Bass den Unterscheid. Der ist zwar stellenweise etwas prominent, kleistert aber das andere Geschehen nie zu. Die Dynamik ist zum Zunge schnalzen, die Percussions sind perfekt aufgenommen. Ein starkes Album in hervorragendem Klanggewand.
Santana III
CBS S 64390 – Stamper Matrixes: A1, B1
England 1971
“Stratus” heißt der Titel auf dieser LP, der eine Weile lang in aller Munde war. Das Stück lief in den Siebzigern auch in den „alternativen“ Discos und die Leute bewegten sich wie in Trance zu dieser Melange aus Rock und Jazz, auch „Fusion“ genannt (einer der Vorreiter war hier Miles Davis’ „Bitches Brew“ von 1970, auch wenn die viel sperriger ist als Spectrum).
Einer dieser Schuppen, die solche Musik spielten, war mitten in Frankfurt, in einem Kellergewölbe, mit einer Luft zum Schneiden, dem süßlichen Geruch verbotener Substanzen und schalem Bier aus verschmierten Gläsern. Ich war dort oft mit einem Kumpel, genauso langhaarig wie ich, genauso schlampig gekleidet, aber aus einer genauso armen Familie wie meine. Seine Mutter war Alkoholikerin und in ihrem Suff wollte sie oft mit mir „Fangen“ spielen, was meist damit endete, dass sie entweder über den Teppich stolperte oder an einer Seitenlehne des Sofas langschrammte und das Gleichgewicht verlor. Vielleicht machte sie es auch absichtlich, weil ich beim Versuch, ihren Fall abzufangen, nicht lange überlegen konnte, wo ich zugreifen muss. Dennoch lief alles sehr gesittet ab, unangenehm war es trotzdem.
Jedenfalls fuhren wir eines Abends – es war sehr spät – in meinem 34 PS VW Käfer nach unserer Exkursion in einen der besagten Läden nach Hause. Mein Auto war dunkelrot und ich hatte – wie an anderer Stelle im Buch schon erwähnt - mit blauer Farbe das „Peace“-Zeichen auf das Dach gemalt, weil ich wie gesagt der festen Meinung war, dass mich dadurch ausländische Aggressoren beim Luftangriff verschonen würden. Auf halber Strecke gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Mein Kumpel wurde leichenblass, weil er in einer Zigarettenpackung noch Reste exquisiten Marihuana’s hatte. Der freundliche Beamte interessierte sich aber nur für meinen kaputten Auspuff, dessen Reparatur mir unmissverständlich aufgetragen wurde. Da mein Anlasser nur gelegentlich funktionierte, endete alles damit, dass 2 Polizisten mein Auto anschoben und ich nach einer halben Ewigkeit im zweiten Gang die Kupplung kommen ließ. Mein Kumpel starb den Heldentod. So knatterten wir davon und ich dachte bereits daran, wie ich ihn tags darauf Zuhause abholen würde und „Fangen“ spielen muss…….
Cobham ist ein äußerst versierter Drummer, neigt allerdings ein wenig zur Show, insbesondere wenn man sich anschaut, welches Arsenal an Equipment er bei Live-Auftritten auffährt. Den Hörer kümmert es wenig, denn das Schlagzeug (und alles drum herum) klingt auf der amerikanischen Erstpressung vorzüglich. Die Musik erinnert in einigen Passagen an das Mahavishnu Orchestra, die Band von John McLaughlin, bei welcher Cobham zur gleichen Zeit auch trommelte („Birds of Fire“ von 1973). Jan Hammer spielt die Keyboards (ebenfalls ein Weggefährte Cobhams beim Mahavishnu Orchestra), Tommy Bolin die E-Gitarre. Für den Bassteppich ist Lee Sklar zuständig. Die deutsche Atlantic ist bei weitem nicht schlecht, klingt allerdings etwas ausgedünnt und gelegentlich nervig in den Höhen.
Billy Cobham – Spectrum
Atlantic SD 7268 – Stamper Matrixes:
USA 1973
Was mir bei meinem ersten Besuch in Südkorea nachhaltig auffiel, war die absolute Sauberkeit des Flughafens Incheon. Selbst die unzähligen kleinen Restaurants boten blitzblanke Tische, Abfall suchte man vergebens. Zudem ist alles extrem gut organisiert und es kommt keine Hektik auf. Die etwa einstündige Fahrt von Incheon nach Seoul ist unspektakulär. Taucht man dann in die Metropole ein, ändert sich das schlagartig. Mein Gastgeber, zu dem ich mittlerweile eine enge Freundschaft pflege, war durch sein Studium in den USA und den internationalen Geschäftsverbindungen recht kosmopolitisch unterwegs. Lediglich sein Hang zum Expressiven war etwas merkwürdig, wobei ich denke, dass dies in Korea zum guten Ton gehört. Ein Mann, der dort mit einer Mercedes S-Klasse Limousine mit großem Motor durch die Gegend schaukelt, erfährt den erhofften Respekt – nicht oberflächlich, wie das vielleicht hierzulande der Fall wäre, sondern – soweit ich dies beurteilen kann – ehrlich.
Die liebste Freizeitbeschäftigung der Koreaner ist…..Karaoke. Und natürlich musste ich mit meinem Reisebegleiter (einem ehemaligen Kollegen) zwangsläufig durch dieses Tal der Tränen wandern. So begab es sich, dass wir in einem der riesigen Karaoke-Schuppen landeten und auf einem sehr großen, bogenförmigen Sofa Platz nahmen. Kurze Zeit später gesellten sich zwei Dutzend Mädels zu uns und es gehörte zum guten Ton, sich von diesen füttern zu lassen und nicht zu protestieren, wenn ständig Whiskey mit Wasser nachgeschenkt wurde. Abwechselnd traten die Anwesenden als Sänger-/innen auf die kleine Bühne und es lief hauptsächlich westliche Musik. Der inbrünstige Gesang – wunderbar geglättet von der Karaoke-Maschine – verlieh dem Ganzen etwas Bizarres. Mein Begleiter – ein ausgewiesener Anti-Alkoholiker – stand da in der Pose von Freddie Mercury und schmetterte die Bohemian Rhapsody und danach noch einen Song von George Michael voller Inbrunst, bevor er von der Bühne auf mich zu torkelte, so dass ich ihn gerade noch zu fassen bekam, bevor er auf dem Boden aufschlug. Er blickte mich mit großen Kuhaugen an und nuschelte „Isch kann misch selbs reden hörn….verdamm….isch hör misch selbs….hilf mir“. Ich beruhigte ihn damit, dass ich ihm versicherte es sei völlig normal, wenn er sich selbst hört und nur wenn dies jemals anders sein sollte, Grund zur Besorgnis bestünde. Er setzte sich danach friedlich hin und döste ein. Ich war an der Reihe und ich wählte „My Sharona“ für mich aus, weil ich dachte, diese Klippe meistern zu können, da sie nicht allzu hohe Sangeskunst abverlangte – allerdings hatte ich das Timing unterschätzt und so kam auch ich in den Genuss der Elektronik, die meinen grottigen Vortrag elegant korrigierte.
Die rekordverdächtig schnell zu singende Zeile „Never gonna stop, give it up. Such a dirty mind. Always get it up for the touch of the younger kind. My my my I yiwoo. M M M My Sharona” bereite mir die größten Schwierigkeiten im zähen Nebel meines Gehirns, wobei der Wille unstrittig da war, die Ausführung jedoch an einen Sprint in einem mit Gelee gefüllten Pool erinnerte. Kein Problem für La Machina. Ich war zweifelsohne Doug Fieger und er selbst nur ein billiger Abklatsch von mir, dem „Tall German“ mit der Stimme eines Rock-Gottes…..
Unter asiatisch debilem Applaus pflanzte ich mich neben meinen pennenden Kollegen und hatte auch schon gleich wieder ein weibliches Händchen vor dem Gesicht, welches mir ein Stück Ananas in den Mund würgte. Das musste natürlich mit Whiskey und Wasser heruntergespült werden. Irgendwie waren das Zaubergläser, die nie leer wurden, so geschickt agierten die Damen. Entsprechend ambitioniert fiel auch später die Rechnung aus. Glücklicherweise stand am folgenden Tag nicht allzu viel auf dem Programm und so konnte ich in einer friedlichen Gegend inmitten des Molochs Seoul die Gräber verehrter Götter bestaunen.
Was war das Geschrei groß als „Get the Knack“ erschien. „Plagiat“ und „Phantasielos“ waren davon noch die nettesten Ausdrücke. Ja, Doug Fieger und seine Mannen haben viele Beatles-Songs gehört und sich auch anderweitig umgetan. Na und? Diese Platte macht Spaß – von vorne bis hinten - mit Schmiss und tollen Riffs. „My Sharona“ war ein veritabler Hit, den man noch heute ab und zu im Radio hört. Auf fast allen Compilations der „besten Songs“ der Siebziger ist dieser Titel vertreten. Da haben The Knack offensichtlich doch nicht so viel falsch gemacht. Es gibt aber noch andere Nummern, die toll komponiert wurden und mit Verve dargeboten werden. „(She’s so) Selfish“ oder „Siamese Twins (the monkey and me)” haben Hook-Lines, die nicht mehr loslassen. Auf der US-Erstpressung stimmt die Balance zwischen den Instrumenten, vielleicht mit Ausnahme des Openers „Let me out“ der klingt, als ob die Toningenieure noch dabei waren, alles richtig einzupegeln….aber der Name des Liedes ist hier Programm. Einmal rausgelassen gibt es kein Halten mehr. Bass und Schlagzeug treiben, Lead- und Rhythmusgitarre swingen und federn und fetzen. Das ist eine tolle Platte, egal was irgendwann einmal von irgendjemandem erzählt wurde. Schlagen Sie zu. Die gehört in jede Sammlung.
The Knack - Get the Knack
Capitol SO-11948 – Stamper Matrixes: SO-1, SO-2
USA 1979
Diese LP wird beim oberflächlichen Hören gerne in die Schublade “New Wave” unter „ferner liefen“ gesteckt. Aber „All mod Cons“ ist ein kleines Meisterwerk. Der umtriebige Paul Weller (später etwas manieriert mit „Style Council“ bekannter geworden) hat mit seinen Mitstreitern Rick Buckler und Bruce Foxton eine LP abgeliefert, die in den meisten Songs souverän mit einer unterschwelligen Wut auf gesellschaftliche Umstände eingeht und dieses Gefühl auch zu transportieren weiß.
Alle Uptempo-Nummern gehen unwiderstehlich nach vorne, aber nicht chaotisch reißerisch wie beispielsweise die Sex Pistols oder Public Image mit dem (gespielten) Rotzlöffel John Lydon an der Front. The Jam hatten Stil und sie konnten auch mit ihren Instrumenten umgehen. Natürlich haben die Jungs intensiv „The Who“ gehört, aber sie sind weit davon entfernt, sich in Plagiaten zu ergehen. Die LP hat ein schönes Bassfundament und geht ins Ohr ohne zu nerven. Sie klingt dynamisch und im besten Sinne analog. Interessanterweise befindet sich ein weiterer Titel auf dem Album, der nicht auf dem Cover erwähnt wird, sondern nur auf dem Label steht: „English Rose“ – eine sehr schöne Nummer mit Akustikgitarre und Vocals. Ich finde auch „Setting Sons“ – ein anderes Album von The Jam – außergewöhnlich gut. Falls diese Truppe bislang an Ihnen vorbeiging, sollten Sie dieses Versäumnis schnell ausmerzen.
Jam – All Mod Cons
Polydor POLD 5008 2442155 – Stamper Matrixes: A//1, B//1, STRAWBERRY
England 1978
Bob war ein US-Amerikaner, der in Myrtle Beach wohnte. Diese Gegend wird regelmäßig von Ausflugsgruppen heimgesucht, die vorgeben wegen des Golfspiels dorthin zu reisen. Myrtle Beach bietet mehr als 100 der 18-Loch-Golfplätze. Die Ausflügler kommen von überall her, teilweise abartig weite Strecken legen sie mit dem Auto zurück. Männer- und Frauenguppen kommen da angefahren, geradeso wie die berühmten Kegelvereine, die einen Trip nach Mallorca unternehmen – zum Kegeln versteht sich. Und einmal im Jahr ist Biker-Treffen in Myrtle Beach. Das ist die Zeit, in der die Einwohner das Weite suchen. Bob vertrieb sich die Zeit damit, Produkte des Multi-Level-Marketing Giganten Amway zu verkaufen, zusammen mit einem Augenarzt, der in einem Wall Mart Supermarkt eine „Walk-In“-Augenklinik betrieb. Ein Pfund Äpfel, eine Bohrmaschine und einmal Linsen operieren bitte!
Bob war bereits Mitte Sechzig und wir begaben uns eines Tages auf einen kleinen Spaziergang weg vom Strand Richtung Innenstadt. An einer Stelle sah ich ein riesengroßes, unbebautes Grundstück und meinte süffisant, es sei noch reichlich Platz für Zuzügler an diesem schönen Ort. Bob antwortete trocken: „Angebote habe ich genug von Bauträgern, aber ich bin noch unentschlossen, ob ich mein Grundstück verkaufen soll“. Im Laufe des Gespräches stellte sich nach und nach heraus, dass Bob noch 2 Hotels und 3 Golfplätze sein eigen nannte. Seine Frau war eine attraktive Mittdreißigerin, die unter dem Fatigue-Syndrom litt. Diese Menschen bringen es fertig, am Tisch oder wo auch immer urplötzlich einzuschlafen, weshalb sie auch nicht Auto fahren dürfen. Eines Tages bat mich Bob um einen Freundschaftsdienst. Er erzählte mir, dass seine Frau zusehends unzufriedener wird, weil er eher der gemütliche Hausmann ist, sie jedoch ab und zu Hummeln im Hintern hat. Er bat mich kurzerhand darum, sie auszuführen.
Sie hieß Elly und hatte die grandiose Idee, nach einem schönen Abendessen ein Rockkonzert besuchen zu wollen. In jener Woche gastierten im „House of Blues“ die Bands „Nazareth“ und „The Great White“. Ich besorgte 2 Karten. Elly war im siebten Himmel und ich hatte vorher noch keine Frau getroffen, die in solch kurzer Zeit anständige Mengen an Weißwein abkippen konnte. Die Bands hatten einen guten Tag erwischt und wir bekamen saftigen Hardrock um die Ohren geschlagen. Das hätte ich beispielsweise Nazareth vorher nicht zugetraut. Elly stand schwankend vor mir und ich musste sie mit meinen Armen stabilisieren, damit sie nicht umkippte. Sie roch sehr gut. Nach dem Konzert trug ich sie zum Auto, während sie versuchte „This flight tonight“ zu singen. Kaum gestartet, schlief sie mitten im Satz ein. Einfach so. Im Radio dröhnte „Suzie Q“ von CCR in voller Lautstärke und meine Gedanken drifteten ab - ich dachte auch wie blöd man(n) sein kann, die Situation nicht für anatomische Studien (aus-) zu nutzen. Ich überlegte weiter, dass ein solcher Vorgang mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Folgen haben würde. Natürlich würde ich das nie machen, aber die Gedanken sind ja bekanntlich frei. In Bob’s Domizil angekommen, brachte ich Elly brav und züchtig zu Bett und hinterließ meinem Freund Bob einen kleinen Zettel: „Returned her in one piece, we talk tomorrow“ habe ich draufgeschrieben. Als ich 1 Woche später abreisen musste, wollte die Rezeptionistin im Hotel kein Geld von mir. Es war Bob’s Schuppen! Der Gegenwert war beachtlich und ich verstand plötzlich, dass (keuscher) Escort-Service auch ein gutes Geschäft sein kann.
Das Original des CCR-Debuts erschien 1968 auf dem US-Label Fantasy Records und jeder hätte die Band wohl aufgrund der Musik eher im Mississippi-Delta verortet und nicht in deren Heimat El Cerrito in Kalifornien. Eine Coverversion der Dale Hawkins-Nummer „Suzie Q“ war der erste Hit, „I put a spell on you“ lief ebenfalls im Radio auf und ab. Die alten Fantasy-LP’s klingen nicht wirklich gut, obwohl sie etwas interessant raues, garagenbandmäßiges haben. Das gilt auch für die Folgealben, als CCR schon eine richtig große Nummer waren.
Im Jahr 2002 re-masterten Kevin Gray und Steve Hofmann die Originalbänder des CCR-Debütalbums für Analogue Productions. Später sollten noch weitere Titel folgen, die als 45RPM-Ausgaben für viel Geld angeboten wurden. Aber APP 8382 ist schon mehr als ausreichend, um nicht zu sagen genial. Fogerty’s Gitarre auf „Suzie Q“ auf dem linken Kanal kommt richtig fett und dynamisch, der Bass ist straff und gibt dem Ganzen das nötige Volumen, das Schlagzeug klingt endlich auch wie eines. „I put a spell on you“ rollt mächtig auf den Hörer zu, die Stimme Fogerty’s wird perfekt abgebildet und seine Gitarre jammert herrlich zum Beat. Ich hätte niemals für möglich gehalten, was in den Masterbändern steckte. Hut ab, die Herren Gray und Hoffman!
Ich glaube es gab keine High-End-Messe oder ähnliche Veranstaltung bei der dieser Titel nicht totgespielt wurde. Insbesondere das Stück „Stimela“ ist ein wirkliches Erlebnis mit echtem Live-Feeling. Masekela war in Hochform und seine Mitstreiter standen dem in nichts nach. Die Tontechnik ist ausgewogen und jedes Instrument hat seinen Platz. Die Dynamik der Stücke ist teilweise frappierend und die Scheibe macht einen Riesenspass. Wenn ich nachdenke kommt mir eigentlich nur ein Konzert in den Sinn, welches ich als ähnlich quirlig empfand und das war der Auftritt von Weather Report in der Frankfurter Jahrhunderthalle anlässlich der Frankfurter Jazztage – insbesondere die Percussionarbeit. Ich glaube mich zu erinnern, dass Alex Acuna an der „Schiessbude“ sass und ein Zuschauer während einer ruhigeren Phase nach einem Trommelexzess aufstand und schrie: „Du Tier“. Damals lebte Jaco Pastorius noch, von dem ich behaupten würde, dass er zu seiner Zeit der beste Bassist war. Auch wenn "Hope" auf Hifi-Messen hoch und runter lief, gehört es in dieses Buch und das insbesondere wegen des Songs “Stimela”. Nicht nur musikalisch ist dies ein Highlight auf dem Doppelalbum, welches mit 45 RPM spielt. Alles klingt sehr natürlich, detailreich und dynamisch. Der Meister selbst singt und spielt Trompete und Saxofon. Die Geschichte handelt von den vielen Minenarbeitern, die aus allen Teilen Afrikas nach Johannesburg kommen, um dort in den Diamantenminen zu arbeiten und mit Hungerlöhnen ausgebeutet werden. Den Zug, der die Männer dorthin bringt, nennen sie „Stimela“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Dampflok“. Im Hintergrund des getragenen Anfangs des Stückes mit Masekela’s Stimme, die mehr Erzählung als Gesang ist, schweben sanfte Keyboard-Tupfer und Percussion bevor der Song in ein Saxofon- und Trompetensolo mündet, welches dann vom Einsatz der kompletten Band in atemberaubender Dynamik abgelöst wird. Man kann sich ob der schier unglaublichen Klangqualität kaum satthören. Top-Empfehlung.
Hugh Masekela – Hope
Analogue Productions – APJ 82020
USA 2008
Ende der 80er-Jahre war ich als eine Art Staatsgast (so jedenfalls fühlte ich mich aufgrund der Rundumversorgung durch meine Gastgeber) in Ghana und besuchte neben der Hauptstadt Accra auch Kumasi und Nyankpala im Norden. Eines Tages fuhren wir in Kumasi zum Stadtrand und gingen in ein Anwesen, welches mittig einen großen Platz besaß, welcher von flachen Gebäuden auf der einen und Bäumen auf der anderen Seite gesäumt war. Meine „Entourage“ nahm auf einer Reihe Plastikstühlen hinter mir Platz, ich saß sozusagen an der Pole Position. Mein Dolmetscher erzählte mir, dass der (Dorf-)Platz zum Gebiet eines bestimmten Stammes gehört, in welchem - wie in allen anderen Stämmen auch – der Medizinmann das Sagen hat, sowohl in Sachen Religion, als auch in Sachen Gesundheit. Mein Dolmetscher ergänzte geflissentlich, dass dies natürlich nur so lange galt bis Jesus Christus in den Glauben Einzug hielt. Überzeugend klang das jedoch nicht und noch heute haben die Medizinmänner eigentlich das Zepter in der Hand.
Kurze Zeit später traten etwa 20 Musiker aus einem der flachen Gebäude und schleppten ihre Musikinstrumente zu einer Stelle die etwa 10 Meter von mir entfernt war. Hauptsächlich waren es viele Varianten von Trommeln/Congas/Bongos und als alle soweit waren, begann das Spektakel. Sie spielten mit einer Leidenschaft und Vehemenz die einfach ansteckend war. Nach wenigen Minuten trat eine Gestalt aus dem Gebäude. Der Mann trug martialische Bemalung, Knochenketten und allerlei Stammesschmuck und begann einen wilden Tanz, angepeitscht von den krachenden Trommeln die in immer wilderem Stakkato über den Platz fegten. Der Medizinmann näherte sich mir, wobei er fast konvulsivisch zuckte und immer wieder gut einen Meter zurücksprang, nur um sich im nächsten Moment wieder auf mich zu fokussieren. Das war kein Touristenquatsch (da sich Touristen mit Sicherheit nicht dorthin verirrten); das war ernst und meine Begleiter erstarrten in Ehrfurcht. Die Trommeln wurden immer lauter und schneller. Plötzlich verstummte die Musik. Der Medizinmann stand direkt vor mir. Er nahm meine rechte Hand und legte in kleines grünes Blatt einer Pflanze hinein. Seine Hände fühlten sich an wie die Haut eines Reptils; es kann aber auch sein, dass ich mir das in der Retrospektive nur einbilde. Die Trommeln begannen erneut zu ertönen und der Meister bewegte sich wieder. Plötzlich warf er ein weißes Pulver auf mich und strich den Rest aus seiner Hand über sein Gesicht. Nun sah er noch wilder aus und explodierte förmlich tänzerisch. Die Trommeln malträtierten meine Ohren und dann – urplötzlich – fiel der Medizinmann um. Die Musik verstummte und 4 Männer trugen ihn fort. Später erfuhr ich, dass sich dieses Ritual tatsächlich in allen Stämmen immer so abspielt und der Medizinmann sich wirklich in Trance tanzt bis er umkippt. Ungekünstelt und pur. Es war eines der eindrücklichsten Erlebnisse, die ich auf all meinen Reisen hatte.
Später fragte ich den Dolmetscher was es mit dem Blatt und dem Pulver auf sich hat und er sagte: „Er hat Dich für Dein weiteres Leben gesegnet“.
Als wir wegfuhren dachte ich unvermittelt an die Band „War“, welche von Eric Burdon und Lee Oskar direkt nach dem Ende der New Animals (Burdon’s vorherige Band) gegründet wurde. Vielleicht kennen Sie den Titel „Spill the wine“ vom Album „Eric Burdon declares War“? Der Song brachte es sogar bis in die Charts. Rauer und ursprünglicher war aber „The Black-Man’s Burdon“. Das Doppelalbum enthält neben Eigenkompositionen auch einige Interpretationen bekannter Songs wie z.B. „Paint it Black“ von den Rolling Stones oder auch „Nights in White Satin“ von den Moody Blues. Wenn Sie einmal einen rabenschwarzen und abgrundtiefen Bass hören wollen (falls Ihr Tonabnehmer nicht die Segel streicht), legen Sie dieses Stück auf. Das geht bis runter in den tiefsten Keller und noch weiter. Fabelhaft.
Das Album ist abwechslungsreich und auf vielen Stücken puckern und blubbern und schnalzen die Percussions. Der Einfluss afrikanischer Rhythmen ist an jeder Ecke zu spüren. Die MGM-Erstpressung bietet keine explosionsartigen Höhen – die Abmischung ist vollmundig geraten, gut abgeschmeckt und flüssig. Auf einer guten Anlage ist das eine absolute Top-Platte. Die US-Liberty Pressung ist auch o.k., nur die deutsche Pressung fällt klanglich etwas ab. Die Preise für das Album sind (noch) moderat.
Eric Burdon and War – The Black-Man’s Burdon
MGM SE-4710-2 - Stamper Matrix: MGS2320-2-1SE4710-2 21,MGS2321-2 SE4710-2 21 MGS2322-2 SE4710-2 21,MGS2323-2 SE4710-2 21
USA 1970
Neben "Heavy Weather" gibt es noch andere LP's von Weather Report, die überdurchschnittlichen Klang bieten - allen voran "Night Passage" und "Black Market". Ich habe "Heavy Weather" herausgepickt, weil ich der Meinung bin, dass hier die beste aller Weather Report-Besetzungen zusammenspielt. Jaco Pastorius und Wayne Shorter waren ohnehin über jeden Zweifel erhaben und Alex Acuna and den Drums, sowie Badrena an den Percussion-Instrumenten gaben Joe Zawinul die Basis für einige der besten Titel, die diese Band einspielte. Ich habe sie einmal bei den Frankfurter Jazztagen live erleben dürfen und das war eine Offenbarung. Oft wurden sie von Journalisten damit abgestempelt, dass sie auf der Stelle treten würden. Das mag - wenn überhaupt - nur temporär so gewesen sein. Schon "I sing the body electric" von 1972, "Sweetnighter" von 1973 und "Mysterious Traveller " von 1974 hatten mich größtenteils fasziniert, auch wenn der Klang nicht wirklich berauschte. Auf "Heavy Weather" befindet sich auch der Titel "Birdland" - das vielleicht bekannteste Stück der Band. Es ist eine tolle Platte mit großartigem Sound.
Weather Report - Heavy Weather
Columbia PC-34418 - Stamper Matrix: PAL-34418-1D, PBL-34418-1D - USA 1977